Wie ihr ja wisst, bin ich hauptberuflich mit einer Onlinemarketingagentur selbstständig. Deshalb ist das heutige Rezept schon „von Berufswegen“ für mich interessant! Denn heute gibt es Russischen Zupfkuchen! Was hat jetzt Russischer Zupfkuchen mit Marketing zu tun, fragt ihr euch? Nun, es ist ein Lehrstück, wie Marketing Menschen beeinflussen kann!
Ihr denkt, dass der leckere Käsekuchen mit Schokoboden und Schoko-Zupfen ein uraltes Rezept ist, von Oma überliefert? Da habt ihr nur halb Recht. Denn zwar haben viele deutsche Omas schon lange einen Käsekuchen dieser Art gebacken – „Russischer Zupfkuchen“ wird das gute Stück aber erst seit Anfang der 1990er Jahre genannt! Damals hatte nämlich der bekannte deutsche Hersteller Dr. Ö. (ihr wisst, wen ich meine…) einen Backwettbewerb ausgerufen: Das beste Käsekuchen-Rezept sollte Pate stehen für eine neue Backmischung. Und da wurde eben ganz oft ein Käsekuchen von der Art eingereicht, den wir heute als Russischen Zupfkuchen bezeichnen. Vielleicht waren auch schon Rezepte unter diesem Namen dabei, denn z.B. die Hückeswagener Landfrauen haben diesen Namen schon 1983 verwendet. Erst Dr. Oetker hat den Namen aber wirklich bundesweit populär gemacht.
Also hat Dr. Ö. sich einen pfiffigen Namen überlegt, der leicht zu merken ist und dem Kuchen eine „Hintergrund-Geschichte“ verliehen. Mit Russland hat das Rezept eigentlich ganz und gar nichts zu tun – Russen kennen nämlich nicht mal Quark bzw. Käsekuchen, sondern höchstens saure Sahne. Anfang der 1990er war jedoch nach Fall des Eisernen Vorhangs ein gewisses Interesse für alles „Russische“ da und genau das haben die findigen Marketing-Mitarbeiter genutzt. Da die Schoko-Zupfen manch kreativen Geist an Russische Kirchturmspitzen erinnern, kam also der Name zustande. Mal ehrlich: Erkennt ihr die typisch russischen Zwiebeltürme in diesen Flecken??? Also ich nicht…
Mithilfe eines Werbespots, in dem eine ältere Dame mit russischem Akzent von ihrer Kindheit und dem damals oft gebackenen „Russischen Zupfkuchen“ erzählt (auf YouTube verfügbar, wenn es euch interessiert), wurde die Legende dann endgültig ins kollektive Back-Gedächtnis eingebrannt. Fortan glaubten ganz viele, dass der Zupfkuchen russischen Ursprungs ist und es sich dabei um ein ganz altes Rezept handelt. Das nenne ich mal einen Marketing-Erfolg!
Aber egal, wie der Name oder das Rezept entstanden ist: Fakt ist, dass der Russische Zupfkuchen nach wie vor unglaublich beliebt ist und vor allem ganz hervorragend schmeckt! Zudem geht er wirklich sehr einfach auch ohne Backmischung: Das Rezept ist also auch gut für Backanfänger geeignet.
Hier kommt meine Version des Zupfkuchens 🙂
Russischer Zupfkuchen (ein kleines Blech 20×20 cm / für ein ganzes Blech einfach die Mengen verdoppeln!)
Für den Teig
- 350 g Mehl
- 75 g Kakao
- 3 TL Backpulver
- 175 g Zucker
- 1 Pck. Vanillezucker
- 1 Ei
- 200 g Butter oder Margarine
Für die Käsekuchen-Masse
- 75 g Butter (keine Margarine!)
- 125 g Zucker
- 1 TL Vanille-Extrakt
- abgeriebene Schale einer halben Zitrone
- 500 g Magerquark
- 1 Becher (200 ml) Sahne
- 1 Pck. Vanille-Puddingpulver
- 3 Eier
- Zunächst bereitest du den Teig vor: Verknete dazu alle angegeben Zutaten mit einer Prise Salz miteinander, bis ein glatter Teig entsteht. Ist der Teig zu weich, gib noch etwas Mehl hinzu. Ist er zu bröselig, kannst du noch 1 – 2 EL Milch hineingeben.
- Stelle den Teig für etwa 30 Minuten kalt.
- Derweil kannst du die Füllung vorbereiten. Dafür lässt du als erstes die Butter schmelzen und ganz leicht abkühlen (auf Zimmertemperatur).
- Als nächstes verrührst du alle Zutaten für die Füllung zu einer glatten Masse. Fertig!
- Nun heizt du den Ofen auf 180° C (Ober-Unterhitze) vor und legst deine Backform mit Backpapier aus.
- Aus etwa 2/3 des Schoko-Teiges formst du einen Boden für deinen Russischen Zupfkuchen. Darauf gießt du die Käsekuchenmasse.
- Zuletzt reißt du den übrigen Schoko-Teig in kleien Stücke, die du auf den Käsekuchen legst.
- Nun bäckst du den Russischen Zupfkuchen etwa 50 – 55 Minuten im heißen Ofen.
- Anschließend muss der Kuchen gut abkühlen und noch mindestens 1 – 2 Stunden in den Kühlschrank, bevor du ihn anschneidest. Ein Test in Sachen Selbstkontrolle 😉
- Fertig ist ein super einfacher und super leckerer Kuchen-Klassiker!
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Annette Schneider
25. Juli 2019 at 9:33hm, das mit der Geschichte des Namens kann aber irgendwie nicht stimmen. In meinem Kochbuch aus dem Jahre 1983 ist der russische Zupfkuchen bereits in der bekannten Form enthalten. (Hückeswagener Landfrauen)
BackIna
25. Juli 2019 at 15:03Hallo Annette,
danke für den Hinweis! Tatsächlich ist der Name wohl regional schon vorher bekannt gewesen (siehe z.B. hier http://www.general-anzeiger-bonn.de/besser-leben/genuss/Fruchtig-oder-vegan-Russischer-Zupfkuchen-mal-anders-article1601647.html – da findet sich auch der Hinweis auf die Hückeswagener Landfrauen). Unter diesem Namen in der ganzen Bundesrepublik bekannt wurde er tatsächlich erst durch einen Back-Wettbewerb von Dr. Ö. (vgl. die Mail vom Dr. Oetker Backclub, die hier zitiert wird: https://blogs.taz.de/reptilienfonds/2014/06/08/was-das-internet-bisher-nicht-wusste-warum-der-zupfkuchen-russisch-heist/). Ob dann Dr. Oetker den Namen von einer Landfrau adaptiert hat, die das Rezept dort eingereicht hat, ist natürlich nicht sicher… Aber seit den frühen 90ern ist er jedenfalls bundesweit unter diesem Namen bekannt.
Ich werde den Text dementsprechend anpassen.
Liebe Grüße,
Ina